DIONYZOÉ

Ein Butoh Tanz Mythos

15. und 16. März 2024
schwere reiter tanz | theater | musik

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„Wir sind alle Dionysos in jeder seiner Spielarten:
Blütenbringer, im Überfluss Lebender, Lärmender, über roh Verzehrender bis hin zum Menschenzermalmer.“
(aus dem Programmheft zu die Bakchen von Wim Vandekeybus)

Wir sind alle Dionysos. Wir sind alle moderne Mänaden. Unser aktuelles Leben ist stark von durch außen gesetzte Verhaltensregeln, Vorschriften und Einschränkungen geprägt. Die gesellschaftlichen Herausforderungen an den Einzelnen zwischen Selbstoptimierung, Leistung sowie Anpassung und
Umgang mit Veränderungen und Krisen sind hoch. Mit diesen Anforderungen und Einschränkungen sind immer auch ganz bestimmte Körperlichkeiten verbunden. Hinzu kommt, dass gesellschaftliche und kulturelle Normierungen bestimmte Geschlechtsvorstellungen und Zuschreibungen
transportieren, die uns in unserer Körperlichkeit und in unseren körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten festlegen und einengen. In einer solch verfassten Gesellschaft ist die Frage nach Ausbruch aus Zwängen, nach Wildheit, Grenzüberschreitung und einer nicht normierten, individuellen
Körperlichkeit, sprich: nach dem Dionysischen von enormer Bedeutung.

Die Figur des Dionysos steht wie keine andere für die Entfesselung innerer und äußerer Grenzen und die Entgrenzung zum Wilden, Ungezähmten. Das moderne Individuum sieht sich mit dem Widerspruch konfrontiert, dass es seine dionysischen Anteile wie Wildheit, Rausch, Ekstase, Grenzen sprengen,
Androgynität aufgrund gesellschaftlicher Normen und Konventionen nicht ausleben kann. Gleichermaßen kann es sich nicht – wie es die antiken Mänaden taten – in die einen erlösenden Gott beschwörende Ekstase in der Natur flüchten. Der (Aus)Weg in die Wildnis ist uns heute verschlossen.

Heute kann es nicht darum gehen, sich einem Gott hinzugeben und Ekstase und Befreiung außerhalb der Gesellschaft, in der wir leben, zu suchen, sondern um die Wiederentdeckung des Körpers in seinen vielfältigen Ausdrucksformen, um das Finden von körperlicher Identität jenseits binärer Zuschreibungen und Kategorien in Sinne einer vielfältigen Landschaft körperlicher Qualitäten und deren Integration im jeweils eigenen Körper. Es geht um Ermächtigung, um die Rück-Eroberung und Neu-Erschließung des Körpers als Ort der inneren wie äußeren Auseinandersetzung, des Spiels, Erfahrens, Experimentierens, Ausdrückens verschiedenster Prozesse, Zustände, Qualitäten und Identitäten.

Wie können wir heute mit der starken Reglementierung und Einschränkung unseres Lebens umgehen, wie und wodurch kann sich das Verlangen nach Wildheit, Ungezähmtheit und eigensinniger Körperlichkeit Ausdruck verschaffen? Im Zentrum steht dabei die Frage, was das Dionysos sein, das Lärmen, Lösen,
Zermalmen, was das Mänade sein, das Rasen und in die Berge gehen, um sich mit dem Dionysischen zu verbinden, im Sinne einer körperlich-performativen Praxis der Entfesselung, des sich aus Zwängen Lösens, der Grenzüberschreitung und der Ekstase heute bedeuten kann.

Dabei geht es weniger um eine tänzerische Nacherzählung oder Interpretation des Mythos. Vielmehr soll über das Zusammenfügen verschiedener Fragmente
unterschiedlicher Überlieferungsstränge im und durch den Tanz ein eigener Mythos erschaffen werden, der den dionysischen Körper in seiner Mannigfaltigkeit, seiner Zweigeschlechtlichkeit und Androgynität, seiner Magie und Wildheit, seiner gewaltigen und zerstörerischen Kraft sowie seiner Sanftheit und Verletzlichkeit erforscht.

Choreographie/Regie: Alexander Wenzlik
Tanz: Alexander Wenzlik, Mio Hagl, Leni Hagl
Dramaturgische Beratung: Stephanie Felber

Film: Stephanie Felber, Sebastian Korp
Fotografie: Sebastian Korp

Kostüm: Mirella Oestreicher
Maskenbau: Peter Lutz
Musikarrangement: Julian Scheufler
Licht/Projektion: Christian Zeitler

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